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Weggemeinschaft

April 2016: Weggemeinschaft trifft Schwesterngemeinschaft

Jedes Jahr in der Osterzeit findet eine Begegnung statt zwischen der Weggemeinschaft und den Schwestern. Am Samstag in der Osteroktav war es wieder soweit.

Bei Kaffee und Kuchen in gemütlicher Runde tauschten sich Schwestern und die Mitglieder der Weggemeinschaft aus.

Im Mittelpunkt standen Erfahrungen von Leben und Auferstehung im ganz konkreten Alltag.
Die Vesper in der Wallfahrtskirche bildete den Abschluss.
So gestärkt an Leib und Seele ging jede und jeder weiter ins alltägliche Leben.

An diesem Tag – 02. April – feierten wir auch den Geburtstag unseres Klostergründers David Fuchs. Er wurde vor 191 Jahren geboren.

Entstehung

Im Jahr 2006 traf der Impuls von Außen nach mehr verbindlicher Beziehung zur Schwesterngemeinschaft auf den Auftrag, den das Generalkapitel 2002 formuliert hatte: die Heiligenbronner Spiritualität für Außenstehende erlebbar zu machen. Dieser Impuls wurde zu einem lebendigen Samenkorn das sich entfalten sollte als Weggemeinschaft von Heiligenbronner Schwestern und dem Kloster nahe stehenden Menschen.  

Ohne lange zu warten wurde eine kleine Planungsgruppe gegründet, um auszuloten, wie eine solche Verbindlichkeit realisiert werden könnte. Schnell war man sich einig, dass nicht daran gedacht ist eine franziskanische Gemeinschaft im Sinne der FG aufzubauen, sondern dass versucht werden sollte, die konkrete Spiritualität von Heiligenbronn zu einem ersten Wegweiser (zur verbindlichen Grundlage) einer solchen Gemeinschaft werden zu lassen.  

Gleichzeitig war man sich einig, dass es einer ersten Vorbereitung für die Interessierten bedurfte, um das Spezifische der Heiligenbronner Schwestern kennen zulernen. Dazu dienten die sechswöchigen Exerzitien, die die Schwesterngemeinschaft bereits als Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr 2007 gemacht hatten. Im Herbst 2006 wurde zu diesen Exerzitien im Alltag eingeladen und etwa 25 Personen nahmen das Angebot an.  

Beim gemeinsamen Gehen des Exerzitienweges, entstand die kleine Pflanze unserer heutigen Weggemeinschaft; noch zart und trotzdem bereits mit ersten Blüten. Nach diesen Exerzitien stand eine erste Entscheidung an. Diese Exerzitien führten die Teilnehmer hinein in die Entscheidung und es stellte sich die Frage: wer möchte diesen Weg von Schwestern und Außenstehenden vertiefen und weitergehen. 2/3 der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erklärten ihr weiteres Interesse.  

Im Planungsteam wurden nun weitere Wegmarkierungen erarbeitet. 3 Schwerpunkte bildeten sich im gemeinsamen Gehen heraus:

  • Die gemeinsame Verbundenheit im Gebet, mit- und füreinander.      
  • Das vertiefte Kennenlernen und das Einüben in die franziskanische Spiriutalität der Schwesterngemeinschaft von Heiligenbronn       
  • das Entfalten des eigenen Charismas zum Wohle der Gemeinschaft, wobei wichtig ist, dass jeder sich nach seinem Maß und seinen Möglichkeiten entscheidet wie er sich einbringt mit seinen Gaben.


Bei den Treffen unter der Leitung der Generaloberin in ca vier bis sechswöchigem Abstand bringt seither jedes Mitglied der Weggemeinschaft seinen ganz persönlichen Reichtum und seine ganz persönlichen Anliegen mit ein in die Gruppe.  

Dieser Umstand, dass jeder einzelne von uns die Weggemeinschaft durch seine ihm eigene spezielle Knospe zum Blühen bringt, ist das ganz Wertvolle unserer Gemeinschaft. Trotz Leitungsteam, das die einzelnen Treffen vorbereitet gibt es kein mehr oder weniger, kein oben und unten. Verstehe diese Aussage nicht!! Der prozesshafte Charakter dieser kleine Pflanze Weggemeinschaft, verdeutlicht sich in der Tatsache, dass diese Pflanze wächst und wachsen, sich entwickeln darf. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wollen wir im Planungsteam auch weiterhin weitere Schritte ausprobieren, ansprechen und absprechen.  

Quasi als Boden, der die Pflanze der Weggemeinschaft zu blühen bringt und nährt ist die besondere Wichtigkeit einer gelebten Gottesbeziehung. Dies soll sich bei den Mitgliedern der Weggemeinschaft durch das aktive Gebetsleben mit festen Gebetszeiten zeigen. Dabei ist besonders wichtig das Gebet füreinander, das tiefe Fürbittgebet und das stellvertretende Gebet der Weggemeinschaft, so dass jeder im Gebet des anderen getragen wird und sich so der betenden Gemeinschaft sicher sein kann.  

Am 11. Dezember 2007 konstituierte sich die Heiligenbronner Weggemeinschaft in einer kleinen liturgischen Feier im Haus Lebensquell. Als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit überreichte unsere Generaloberin Sr. Judith den Mitgliedern ein Tau.  

Im Frühjahr 2008 vertiefte sich das Ja der einzelnen Mitglieder zur Heiligenbronner Weggemeinschaft, dadurch dass sie sich der Schwesterngemeinschaft als Ganzes vorstellten. In einem feierlichen Vespergottesdienst mit allen Schwestern stellten sich die Mitglieder der Weggemeinschaft der gesamten Klostergemeinschaft vor.  

Ich glaube ich spreche für jeden von uns, wenn ich sage, dass dieser Gottesdienst ganz tiefe Spuren in unserem gemeinsamen Weg hinterlassen hat. Ebenso tiefe und positive Spuren hinterließ anschließend das gemeinsame Mahl und die gemeinsame Feier im geselligen Kreise der Schwesterngemeinschaft.  

Die Pflanze unsere Weggemeinschaft wächst weiter. Derzeitige Schwerpunkt ist die Auseinadersetzung und Vertiefung der gelebten Spiritualität, die wir bei der heiligen Klara und dem heiligen Franziskus finden, wiederum in der Konkretion des besonderen Charismas der Heiligenbronner Lebensordnung. Auch hier geht es primär nicht um Wissensvermittlung, sondern um die konkrete Vertiefung der Du-Beziehung zu unserem Gott und Heiland.  

Zu diesem besonderen Charisma von Heiligenbronn gehört auch für die Weggemeinschaft das Leben der Gottesmutter Maria (und die Gestalt ihres Glaubens), gemäß der Aussage von Anton Rotzetter, beim Festvortrag zum Jubiläumsjahr hier in Heiligenbronn: Nicht nur das Leben Marias betrachten, sondern schauen, wo wir selber zu Maria werden können. („Dabei ist zu unterscheiden: Maria ehren und lieben – ist das eine; Maria sein das andere.“)  Weiterhin sind wir als Heiligenbronner Weggemeinschaft auf der Suche, und leben aus der Hoffnung, dass unser Pflanze wächst und fruchtbar wird durch den Beistand des Heiligen Geistes, der uns den rechten Weg führen wird. 

Beten wir gemeinsam für dieses Anliegen.

Interessierte an unserer Weggemeinschaft können sich bei Sr. Agnes Löber/Telefon 07422/569-3400/ sr.agnes@kloster-heiligenbronn.de melden.

Hinweise und Angebote für die Gebetszeiten

Berufungskreuz des hl. Franziskus

Höchster, 

glorreicher Gott, 

erleuchte die Finsternis meines Herzens

und schenke mir rechten Glauben, 

gefestigte Hoffnung 

und vollendete Liebe. 

Gib mir, Herr, 

das rechte Empfinden und Erkennen, 

damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle.   

Dieses Gebet ist das erste Gebet, das wir von Franziskus kennen. Es entstand in der Zeit seines Suchens und Ringens. Franziskus wird dieses Gebet ähnlich und immer wieder gebetet haben bis es zu dieser Formulierung kam, die wir hier ins Deutsche übersetzt vor uns liegen haben. Der altitalienische Text ist noch heute in einer Handschrift in Oxford aufbewahrt. Dieses Gebet ist neben dem Sonnengesang und Mahnlied für die Armen Frauen in der Muttersprache des Heiligen überliefert. Seine anderen Gebete liegen in der lateinischen Sprache vor. Franziskus hat dieses Gebet vor dem Kreuzbild von San Damiano gebetet. Dieses Kreuz ist ein lebendiges Bild, das einen anspricht. Christus ist darauf nicht der Schmerzensmann, sondern er trägt hoheitsvolle Züge. Er schaut den Betrachteter durchdringend an. Seine Arme sind weit ausgebreitet, offen für alle. Christus steht am Kreuz; er hängt nicht! Christus ist der Herr, schon am Kreuz! Weiterhin sind in allen Personen, die mit der Kreuzigung zu tun hatten wie auch in den Engeln und Frauen am Grab, die Auferstehung und Himmelfahrt zu sehen. Das Kreuz weist über sich hinaus, denn am oberen Rand ist die segnende Hand des Vaters. Christus, der mit offenen Augen den Betenden anschaut und mit seinen ausgestreckten Armen für ihn offen ist, sprach Franziskus an: „Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus in Verfall gerät? Geh hin und stell es es mir wieder her!§ (Gef 13) 
Franziskus ließ sich ansprechen und herausfordern. Es ging ihm durch Mark und Bein!  

Gibt es in unserem Leben Augenblicke oder Orte, wo uns ein Licht aufging?  
Dieses Gebet ist ein Bittgebet, das einen Bogen vom Geben hin zum Tun spannt. 
In diesem Gebet erkennt Franziskus Gott als den Höchsten und Glorreichen an. Diesem Gott sieht er sich in der Dunkelheit seines Herzens gegenüber. Franziskus weiß, dass nur Gott ihm in seiner Not und Suche helfen kann. Deshalb bittet er, dass Gott ihm Licht sein möge und das Herz erleuchte. Beginn aller Wandlung ist das Erkennen und Anerkennen der eigenen Situation.

Franziskus betet weiter um die drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. Dabei verstärkt er in seiner Sinnsuche die Bitten. 
Er will den rechten Glauben, um sich von den häretischen Strömungen abzusetzen, um in der Kirche seinen Platz zu haben. 
Er will sichere Hoffnung, eine Hoffnung die durchträgt und in welcher er sich fest machen kann an und im Herrn. 
Und er will vollkommene Liebe, die Gott gilt, aber auch allen Menschen und Geschöpfen. 
Er bittet um das Empfinden und Erkennen, damit er das tue, was Gott von ihm will. Wenn auch glauben nicht empfinden ist, so zeigt uns diese Bitte, dass der Glaube umgesetzt werden will im sensibel sein für Gott und die Menschen und dass dabei der Verstand genauso beteiligt sein soll, um wirklich das Rechte zu tun. Empfinden und Erkennen meint den ganzen Menschen mit Herz und Verstand, mit Leib und Seele will Franziskus Gottes Auftrag erfüllen.

Der Aufbau des Gebetes geht vom Negativen (Dunkelheit seines Herzens) hin zum Positiven (Glaube, Hoffnung und Liebe), welches im Sich Geben an Gott und im Wirken wollen für ihn mündet. 
Das Ziel und der Sinn des Gebetes ist der letzte Satz: damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle. 
Franziskus betet nicht nur um Glaube, Hoffnung und Liebe, sondern er bittet darum, dass er fähig werde, Gottes Auftrag zu tun, den er als heilig und wahrhaft anerkennt. Er will empfinden und erkennen, was Gottes Wille ist. 
Er weiß aber auch, dass der Mensch nicht von sich aus dies erkennen kann, sondern dass der Mensch dies nur aus seiner Abhängigkeit von Gott her erkennen kann. Schon hier lässt sich die Anerkennung der Armut des Menschseins vor Gott erahnen.    

Anregung zur Betrachtung

Berufung ein an und für sich einseitig von der Kirche her belegter Begriff. Viele Bistümer riefen in den letzten Jahren „Jahre der Berufung“ aus! Berufung ist nicht eindeutig sondern sehr vielfältig. So vielfältig wie es Menschen gibt!
Berufung ist: angesprochen sein von Gott Jeder antwortet auf seine Weise und damit individuell. Berufung ist dialogisches Geschehen Gott ruft, der Mensch antwortet. Damit entfaltet sich Berufung aus der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen. Jeder Mensch ist berufen Gott ruft alle Menschen, bietet ihnen Gemeinschaft an. Jede(r) ist zur Heiligkeit und Liebe berufen. 
Berufen sein- wozu? Zu meiner persönlichen Menschwerdung (meinen Weg erkennen, mich persönlich entscheiden, meinen Entschluss entschieden leben). Zu einem Leben in Fülle Es soll gelingen dieses Leben bereits hier wo ich gerade bin. Es will einmal seine Vollendung in Gottes Herrlichkeit. Leben in Fülle meint nicht nur mein Leben sondern das all derer, die um mich herum leben. Berufung hat man nicht Wir können sie nur leben und gestalten und dies jeden Tag neu je nach Lebenssituation. Sie ist eine lebenslange Aufgabe.   

Sr. Katharina Wildenauer CSJ Ursberg  

Berufungsweg des hl. Franziskus  

Die Berufung des hl. Franziskus war ein Entwicklungsprozess, der sich über Jahre hinweg erstreckte und in verschiedenen Phasen erfolgte.  

Träume vom Ritterstand   
Von jung an träumte Franziskus von einer großen Zukunft und fühlte sich zu etwas Besonderen berufen. Zunächst wollte er zum Ritterstand zählen. Im Alter von 20 Jahren, im Jahr 1202, bot sich ihm die Chance. Der Konflikt zwischen den beiden Städten Assisi und Perugia eskalierte. Franziskus zog wie ein Ritter in diesen Krieg, den Assisi allerdings verlor. Franz wurde gefangen genommen und inhaftiert.  

Suche nach dem Lebenssinn   
Nach seiner Entlassung war Franziskus nicht mehr wie früher. Er nahm zwar äußerlich sein früheres Leben mit all seinen Festen auf, aber es hatte für ihn an Glanz verloren. Er begab sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Zunächst begann er aus sich heraus eine Antwort zu suchen. 1204 brach im Auftrag des Papstes ein Adeliger aus Assisi zu einem Feldzug nach Süditalien auf, um gegen die dort herrschende Anarchie zu kämpfen. Für Franziskus war dies wieder eine Chance durch seine Teilnahme in den Ritterstand aufgenommen zu werden. Er begann wieder von Ansehen und Macht zu träumen und machte sich mit Ehrgeiz an die Ausstattung seiner Ausrüstung.

Traum vor Spoleto   
Zwei Tage nach dem Auszug von Assisi hatte Franziskus vor Spoleto, keine 50 km von der der Heimat entfernt, einen Traum, der sein Leben verändern sollte.
In diesem Traum wurde er gefragt: „Franz, wohin?“
Er antwortete:  „Nach Apulien, um Ritter zu werden.“
Er wurde gefragt:“Wer kann dir mehr Wohltat erweisen der Herr oder der Knecht?“
Seine Antwort: „Der Herr.““
„Warum verlässt du den Herren für den Knecht?“ 
„Was willst du, Herr, was ich tun soll?“
„Kehr um in deine Heimat. Durch mich soll sich erfüllen, was du geschaut hast.“
Mit diesem Traum wurde Franziskus erstmals klar, dass Gott etwas von ihm wollte. Was es war, das wusste er nicht. Er lebte aber in der Zuversicht, dass Gott ihm dies noch zeigen würde. So kehrte er um und ging nach Hause. Er ließ sich von Spott und einem wütenden Vater empfangen. Franziskus lebte weiterhin in einer Zeit der Unruhe, die noch über Jahre hinweg andauern sollte. Er arbeitete im Geschäft seines Vaters, sonderte sich aber immer mehr von seinen Freunden ab und suchte im Gebet Klärung. 
In dieser Zeit hat er oft folgendes Gebet gesprochen: 
„Höchster, 
glorreicher Gott, 
erleuchte die Finsternis meines Herzens 
und schenke mir rechten Glauben, 
gefestigte Hoffnung 
und vollendete Liebe. 
Gib mir, Herr, 
das rechte Empfinden und Erkennen, 
damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle.“ 

In dieser Zeit kam es zu zwei außergewöhnlichen Ereignissen. Das eine ein Eklat das andere stillerer Natur.

Bettler sein in Rom   
1205 oder 1206 bei der jährlichen Pilgerfahrt seiner Familie nach Rom beobachtete Franziskus wie die Reichen, den Bettlern am Portal des Petersdomes nur kleinste Münzen geben. Franziskus schämte sich und gab sein ganzes Geld den Armen. Aber nicht genug, er ließ sich Lumpen geben und setzte sich als Bettler unter diese. Hier näherte er sich seiner späteren Lebensform an als Armer unter Armen zu leben zunächst aber nur für einen Tag.  

Begegnung mit dem Aussätzigen   
Noch im selben Jahr war das zweite Erlebnis, das nach außen unauffälliger war, das der Heilige aber später als das Schlüsselerlebnis bezeichnete. Dieses Erlebnis wurde zum großen Wendepunkt seines Lebens. Diese Wende vollzog sich nicht im Gebet oder in einer Kirche, sondern in der Begegnung mit einem Menschen. Aussätzige mussten in dieser Zeit aufgrund der Ansteckungsgefahr außerhalb der Gemeinschaft leben. Diese Krankheit war ein soziales Todesurteil. Franz ekelte sich vor dem Anblick dieser Menschen. Da er während seiner Zeit der unsteten Sinnsuche oft die Stadt verließ und auf dem Land ausritt, begegnete er einmal einem Aussätzigen, dem er nicht ausweichen konnte, da der Weg zu eng war. Seine erste Reaktion war Abscheu und Ekel. Er wendete sein Pferd. Aber im nächsten Moment schämte er sich wegen seiner Feigheit. Er kehrte zu dem Kranken zurück, stieg vom Pferd (er begab sich auf Augenhöhe mit dem Kranken und behandelte ihn nicht von oben herab) und beschenkte ihn. Er beließ es nicht bei den materiellen Geschenken. Er berührte den Kranken und küsste ihm die Hand (so hat man es früher bei der Begegnung mit Priestern aus Ehrfurcht und Anerkennung getan). Der Kranke gab ihm zur Antwort den Friedenskuss. Nicht Franziskus gab den Friedenskuss, sondern der Bedürftige! Mit diesem Geschehen überkam Franziskus ein großer innerer Friede. Er sah in dieser Begegnung die Begegnung mit Jesus, der für die Menschen arm geworden ist und wie ein Aussätziger am Kreuz gestorben ist. In dieser Selbstüberwindung gewann er innere Freiheit; zunächst einmal wurde er von seinem Ekel befreit, dann aber von seiner Unrast. Franziskus formulierte es so: „Da wurde mir, was mir bitter erschien, in Süßigkeit verwandelt.“Von nun an besuchte er die Leprosenhäuser und half bei der Pflege. Diese Begegnung verwandelte sein inneres Empfinden. Von diesem Moment an gab es für Franz kein Zurück mehr in die bürgerliche Existenz des Kaufmannssohnes.

San Damiano   
Nach dieser Begegnung war Franziskus aber noch nicht so weit, dass er wusste wie er sein Leben genau gestalten sollte. Er suchte immer noch und es zog ihn weiterhin an einsame Orte und in Höhlen. In San Damiano betete er immer wieder vor dem Ikonenkreuz um Erkenntnis. Bei einem solchen Gebet hörte er vom Kreuz her die Worte: „Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus in Verfall gerät? Geh hin und stell es mir wieder her!“ (Gef 13) Zunächst verstand er es wörtlich, da die Kapelle sehr zerstört war. Später verstand er den übertragenen Sinn. Die Sendung für die Gemeinschaft der Kirche wurde später auch der Auftrag des Ordens: sich weltweit in Seelsorge, Predigt und karitativen Diensten den Menschen der Welt und der Kirche zu widmen. Nach diesem wörtlich verstandenen Ruf: „Bau meine Kirche wieder auf“, kam es zum Bruch mit seiner Familie. Franziskus war dem elterlichen Geschäft längst entfremdet und in das Erwerbsleben nicht mehr integrierbar. Der Ausbruch des Franziskus endete mit dem Bruch von seinem Vater, wobei Franziskus sich in den Schutz der Kirche stellte. Er wechselte auf radikalste Weise vom hohen gesellschaftlichen Status hin zum niedrigsten, denn er stellte sich freiwillig an die Seite jener die nichts haben, er wechselte vom Reichtum zur Armut, er wechselte vom Ansehen hin zum Verspottet werden. Seine lange Gottsuche veränderte ihn und seinen Blick auf die Welt. Er bewegte sich hin zum Einsatz für die Menschen und die Kirche. Zunächst wählte Franziskus die Eremitenkutte und zählte zum Stand der Büßer. Die Kirche fühlte sich verantwortlich für diesen Stand. Radikal wie Franziskus war lehnte er die Privilegien dieses Standes ab und verzichtete auf die Versorgung mit dem Essen, statt dessen ging er zum Betteln und arbeitete im Leprosenheim. Erst im Jahr 1209 gewann er Klarheit.  

Das Evangelium als Leitbild   
In Portiuncula wurde ihm seine Berufung klar. Es war am 24. Februar 1208, der Tag des hl. Matthias. Das Tagesevangelium traf ihn: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt.“ (Mt. 10, 6 ff) Diese Evangelienstelle wurde Franziskus zum Leitfaden mit: Wanderpredigt (geht hin und verkündet) Caritas (heilt) Seelsorge (Dämonen austreiben) radikaler Armut Franziskus erfüllte das Gehörte buchstäblich: Er veränderte sein Gewand und verließ damit auch den Status des Büßers. Er legte Schuhe, Stock und Tasche ab und gürtete sich mit einem Strick. Er schwor allem Geld ab. Er stellte sich in den Dienst der Verkündigung. Wesentlich ist, dass Leben und Worte übereinstimmen. Franziskus lebte das, was er verkündete. Und bald fand er Brüder.     

Sr. Katharina Wildenauer CSJ Ursberg 

Texte und Gebete

Höchster, 
lichtvoller Gott  
Erleuchte die dunkle Nacht in meinem Herzen  
Gib mir Geradlinigkeit im Glauben 
Gewissheit in der Hoffnung 
Vollkommenheit in der Liebe  

Öffne meine Sinne 
und mein Begreifen für Deine Gegenwart  
Ja, Herr, 
Beweg mich, dass ich Deinen heiligen und wahren Auftrag ausführe. 
Amen.   

Du bist die Heilige 
der Herr der einzige Gott 
Du tust Wunderbares  
Du – Starke 
Du – Große 
Du – Höchste 
Du – allmächtiger König 
Du – Heiliger Vater 
König des Himmels und der Erde 
Du Dreifaltiger und Einer 

Herr 
Gott aller Götter  
Du bist das Gute 
Das ganz Gute 
Das höchste Gut 
Herr Gott 
Lebendiger und Wahrer
Leidenschaftliche Liebe – Du 
Du – zärtliche Liebe  
Kostende Weisheit – Du 
Du – erdnahe Gegenwart 
Du – Kraft im Leiden

 
Schönheit – Du 
Sanftheit – Du 
Sicherheit – Du    
Du – erfüllte Stille 
Du – Wonne 
Du – unsere Hoffnung 
unsere Freude  
Gerechtigkeit – Du 
Du – Maßgebende 
Du – Summe dessen, was uns reich macht 


Alles, was wir brauchen – Du  
Du – Beschützer 
Du – Wächter und Verteidiger  
Stärke – Du 
Erfrischung – Du  
Du – unsere Hoffnung 
Du – unser Glaube 
Du – unsere Liebe  
Du – unsere ganze Süßigkeit 
Du – unser ewiges Leben  
Du – Großer und Wunderbarer 

Du – Herr 
Allesvermögender Gott 
Barmherzige Retter    

LobGott Franz von Assisi

Übersetzungen: Anton Rotzetter

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